Schattentanz ist der erste Band der Trilogie „Die Tiermagierin“ von Maxym M Martineau, welcher von Anita Nirschl aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt worden ist. Dieser Roman fängt damit an, dass Leena, die neunundzwanzigjährige, ausgestoßene Tiermagierin, fast von einem Assassinen getötet wird. Durch das Überraschungselement, ein wenig Glück und durch ihren scheinbar unbeugsamen Geist gelingt es ihr jedoch, irgendwie seinen Angriff zu überleben und ihn dazu zu zwingen, sie zu seinem Vorgesetzten zu führen. Es stellt sich heraus, dass sein Vorgesetzter Noc heißt und erstmal wirkt er vor allem kalt. Auch, als Leena mit ihm um ihr Leben verhandelt, ist er völlig desinteressiert und denkt keinen Moment lang nicht an sein Vorteil. Wie könnte man es auch anders von einem Assassinen erwarten? Mit der Zeit jedoch entwickelt sich zwischen den Beiden etwas, was über einen Vertrag hinausgeht, dadurch kommt es jedoch zu vielerlei Probleme… Leena weiß eigentlich, dass Noc mehr als nur kein guter Mensch ist, schließlich tötet er Menschen und bekommt Geld dafür. Umgekehrt wäre da ja noch die Sache mit dem Eid, der in der Zwischenzeit auf Noc übertragen wurde und der bewirkt, dass jeder Auftrag, der von Noc und seiner Gruppe von Assassinen angenommen wird, ausgeführt werden muss – denn sonst stirbt nicht das Kopfgeldopfer, sondern der Assassine, auf dessen Schultern die Bürde des Auftrags lastet.
Der Schreibstil ist leicht und flüssig, dennoch werden (magische) Details so ergreifend beschrieben, dass die lesende Person von Leenas und Nocs Abenteuer in einen Sog gezogen wird, aus dem es so leicht kein Entkommen mehr gibt. Noch dazu gibt es viele unterschiedliche Tierwesen, die zwar plottrelevant sind, aber auch einfach niedlich, so habe ich mich auch sofort in Leenas buntes Sammelsurium an Tierwesen verliebt. Dieser Roman ist also einerseits spannend aber andererseits auch wahnsinnig detailgetreu, dadurch springt einem die Liebe der Autorin zu ihren Charakteren und deren Welt beim Lesen förmlich entgegen.
Dieses Buch ist nicht nur spannend, da Leena und Noc ständig um ihr Überleben und ihre Liebe zueinander kämpfen müssen, sondern auch sehr berührend. Auch wenn man gelegentlich das Verlangen verspürt das Buch an die Wand zu werfen, ist die Reise mit den Charakteren doch eine schöne. Es geht um Vertrauen, Träume und Liebe, die, die Charaktere und die lesende Person gleichermaßen, mit Hoffnung und einem wohligen Gefühl im Bauch erfüllen.
Ein wenig problematisch finde ich jedoch, wie unauthentisch diese Geschichte an einigen Stellen ist. Bis zu einem gewissen Grad ist das zwar klar, denn natürlich würde uns nicht wirklich eine Tiermagierin über den Weg laufen. Das Problem jedoch, finde ich, ist, dass völlig verdrängt wird, dass Leena beinahe von der Hand eines Assassinen von Cruor (so heißt die Gruppe an Assassinen dessen Leiter Noc ist) gestorben wäre – es geht immer nur darum, dass es ihr Leid tut und die Assassinen ihr nicht vertrauen können, weil sie, in dem Versuch sich zu wehren, diesen einen Assassinen vom Anfang schwer verletzt hat. Dass sie das nie getan hätte, ohne dass er sie angegriffen hätte, wird nicht berücksichtigt, was sie allerdings auch nicht weiter benennt. Das finde ich besonders problematisch wenn man bedenkt, wer der wirkliche Mörder ist – denn auch wenn nur auf einen Auftrag gehandelt worden ist, so sollte niemand Leena übelnehmen, dass sie sich zur Wehr gesetzt hat. Wenn sie sich nicht gewehrt hätte oder es ihr nicht gelungen wäre, so wäre sie schließlich nicht mehr am Leben, ohne dass deswegen etwas passiert wäre, Noc hätte sie dann schließlich gar nicht kennengelernt. Also wenn jemand jemandem etwas übel nehmen sollte, dann wäre es Leena, der Auftraggeberin die ein Kopfgeld auf sie angesetzt hat oder Leena, Cruor die diesen Auftrag angenommen haben und regelmäßig andere seiner Art annehmen – aber doch auf keinen Fall irgendjemand Leena, die nur ihr Überleben gesichert hat. Es wäre aber vor allem für den romantischen Teil des Plots hinderlich, wenn Leena Cruor etwas sehr übel nehmen würde – insofern kann ich schon verstehen, warum die Autorin sich dafür entschieden hat, Leenas Rachegefühle nicht großartig zu thematisieren.
Ich kann dieses Buch an alle Romantasy Fans nur weiterempfehlen: Es ist bezaubernd, liebevoll geschrieben, spannend und emotional mitreißend. Am besten geeignet ist dieser Roman für eine Person die ein spannendes und berührendes Buch sucht, denn das erfüllt der erste Teil dieser Trilogie auf jeden Fall. Den Teil, den ich problematisch finde, ist unabdingbar für den Plot, und deswegen scheint mir das Problem nur ein Kratzer auf einem Meisterwerk zu sein.