Bücher, Rezensionen, Romantasy

Die Lügendiebin

„Die Lügendiebin“ ist der erste Band einer Dilogie von Saskia Louis. Fawn lebt in einem der ärmeren Bereiche von Metano, hier entscheiden andere was für ein Beruf am besten zu ihr passt. Sie hasst es, dass sie gegenüber denjenigen, die als weißer oder roter Magier geboren worden sind, so viele Nachteile hat – diese haben Bedienstete, und auch wenn sie ebenfalls nicht frei entscheiden können, was sie beruflich einmal machen wollen, ist es in Fawns Augen immer noch besser, einen direkten Beitrag zur Sicherheit Metanos zu leisten, als ihr Leben lang in den Minen zu arbeiten, wie zum Beispiel ihre Schwester. Minen, aus denen Metano gar nichts wirklich braucht, sondern nur etwas haben möchte, für die Reichen, die eigentlich sowieso schon alles haben, was man sich nur vorstellen kann. Die Regierung Metanos hält sich selbst für sehr gerecht, denn obwohl Menschen wie Fawn kein Geld verdienen können, bekommen sie von ihnen doch gerade so genug Wohnraum und Essen zur Verfügung gestellt, wie es eben zum Überleben notwendig ist. Fawn findet das jedoch alles andere als fair, deswegen lässt sie sich davon auch eher weniger beeindrucken. Dank dem Bisschen roter Magie, die ihre Mutter ihr vererbt hat, klaut Fawn für die sogenannten Dunkeldiebe regelmäßig Lügen von anderen Menschen gegen Bezahlung. Als sie jedoch wichtige Unterlagen von einem Verstorbenen sichtet, passiert es: Sie wird erwischt. Die Familie, die sie erwischt hat, bietet ihr einen Deal an: Sie spielt die Verlobte von dem Sohn und spioniert dabei für diese Familie. Im Gegenzug zeigt die Familie Fawn nicht an. Fawn bleibt nichts anderes übrig, als das Angebot anzunehmen, und so fängt sie an, ein großes Netz aus Lügen um sich zu spinnen, doch mit der Zeit findet sie heraus, dass auch um sie viele Lügen gesponnen worden sind. Schließlich spitzt sich ihre Lage immer weiter zu, und sie kann nun gar nicht mehr erkennen, was Lüge und was Wahrheit ist. 

 

Dieses Buch hat mich von der ersten Seite an süchtig gemacht. Dadurch, dass es nie Seiten mit langweiligen oder unwichtigen Beschreibungen gibt, sondern stattdessen immer etwas neues passiert, kann dem Leser in diesem Romantasy Roman auch gar nicht langweilig werden. Es kommt mehrmals zu ungeahnten Wendungen, und obwohl Fawn doch eigentlich Lügen von Lippen ablesen können soll, tun sich mit der Zeit immer mehr Sachen auf, die anders sind als ursprünglich gedacht. Oder doch nicht?

 

Der Schreibstil ist total leicht und direkt, sodass der Leser einfach in die Geschichte gezogen werden muss. Es gibt zwischendrin immer wieder Szenen, die einen zum Schmunzeln bringen – vor allem in den Dialogen zwischen Fawn und ihrem Scheinverlobten Caeden. Es gibt einen perfekten Ausgleich zwischen diesen lockeren Schmunzelszenen, und Szenen in denen Fawn neue Geheimnisse aufdeckt und um ihre Existenz kämpft. 

 

Der Roman wird ausschließlich aus der Ich-Perspektive von Fawn erzählt, was für mehr Spannung sorgt, dadurch, dass der Leser nicht weiß, was in Caedens Kopf passiert. Fawns Gedanken sind direkt und Unterhaltsam, und so schafft sie es auch, in erstmal ausweglos wirkenden Situationen Hoffnung beim Leser zu erzeugen. Fawn ist eine starke Protagonistin, die, obwohl sie erst 17 ist, viele Situationen meisterhaft bewältigt. Zwar ist sie auch nicht perfekt, aber der Leser bekommt das Gefühl, dass alles für sie irgendwie möglich ist. Ihr scheinbar unerschütterliches Selbstvertrauen und ihre Gabe immer genau das Richtige, zum für den Leser richtigen Zeitpunkt, zu denken, sorgen dafür, dass man sie nur ins Herz schließen kann. Caeden hingegen bleibt erstmal ein Rätsel – zwar verbringen er und Fawn immer mehr Zeit miteinander, doch macht er jedes Mal einen anderen Eindruck und verwirrt damit den Leser zunehmend, bis man schließlich gar nicht mehr weiß, was man glauben soll oder was vielleicht doch nur gespielt ist.  

 

Dieser Roman ist nicht nur spannend und unterhaltend, sondern er thematisiert nebenbei auch noch, wie ungerecht die Trennung zwischen Arm und Reich ist. Schließlich sollte niemand ein Geburtsrecht auf eine bessere Zukunft haben, nur weil diese Person eben in einer besseren Situation geboren ist. Saskia Louis zeigt mit diesem Buch allerdings auch, dass es immer Hoffnung und einen Ausweg geben kann – wenn man sich nur traut und nicht aufgibt.

 

Diesen Urban-Fantasy Roman empfehle ich an alle Romantasy Fans, aber auch an Menschen, die aus einer Leseflaute herauskommen wollen. Besonders gut eignet sich dieses Jugendbuch auch für Leute, die ins Lesen allgemein einsteigen wollen oder ein neues bzw. dieses Genre ausprobieren wollen: Die Welt in der Fawn lebt ist nicht so komplex, wie manch eine andere, und der Schreibstil mit Einsicht in Fawns Gedanken ist in dieser Geschichte einfach meisterhaft.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert